Gruppe 42, Rundplatz
Mahnmal für die Opfer des Widerstands der tschechischen und slowakischen Minderheit in Wien
Zwischen 1940 und 1945 wurden 69 Wiener Tschechen von den Nationalsozialisten als Volksfeinde hingerichtet, an sie erinnert heute auf dem Wiener Zentralfriedhof ein Mahnmal.
Das Mahnmal wurde 6. Juli 1946 enthüllt.
Stifter: Tschechoslowakische Sektion der KPÖ
Den Opfern des Faschismus
Den Kämpfern für Ehre und Freiheit
Wir bleiben treu
Gedenkreden bei der Enthüllung:
- Karl Oliva (Sekretär der tschechoslowakischen Sektion KPÖ)
- Borek Dohalsky (Botschafter der Tschoslowakei)
- Theodor Körner (Bürgermeister von Wien)
- Otto Vostàrek (Vorsitzender der tschechoslowakischen Sektion KPÖ)
- Antonin Novotný (KSC – Abgeordnete)
- Josef Lauscher (KPÖ-Landtagsabgeordneter)
- Alois Bures (KPÖ-Landtagsabgeordneter)
- Frantisek Strnad (Zentralausschuss der tschechischen Minderheit)
- Josef Kohl (Vorsitzende der Volkssolidarität)
- Frantisek Pimr (Sokol-Vereinigung Wien)
Kveta Pakostova – Schülerin der tschechischen Schule in Wien, rezitierte ein Gedicht von Antonin Bruha, und russische Kinder sowie Schüler der tschechischen Schule in Wien umrahmten die Gedenkfeier mit Liedern. (2)
Das Leben der TschechInnen nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 (1)
Gleich in den ersten Tagen kam es zu anti-tschechischen Aktionen, Schulen wurden geschlossen, Gebäude tschechischer Vereine konfisziert. Offiziell hatten die meisten Tschechen in einer Volksbefragung für den Anschluss gestimmt – sie hatten gehofft, so weiteren Verfolgungen zu entgehen. Aber darin hatten sie sich getäuscht. Im Verlauf des Krieges wurden alle tschechischen Schulen geschlossen, Vereine aufgelöst und Zeitungen eingestellt. 1941 äusserten die Nazis ihre Absicht, Wien „Tschechenfrei“ machen zu wollen. Viele Tschechen beteiligten sich am Widerstand. Eine Gruppe junger tschechischer Kommunisten gehörte zu den aktivsten im Wiener Untergrund. Es existierte auch eine katholische tschechische Widerstandsgruppe. Ihre bekannteste Vertreterin ist Schwester Maria Restituta, die Papst Johannes Paul II. selig gesprochen hat und heute Schutzpatronin der Wiener Tschechen ist. Zwischen 1940 und 1945 wurden 69 Wiener Tschechen von den Nationalsozialisten als Volksfeinde hingerichtet, an sie erinnert heute auf dem Wiener Zentralfriedhof ein Mahnmal.
Fußball unterm Hakenkreuz: Wiener Tschechen (3)
Martin Bormann, einer von Hitlers willigsten Helfern, übermittelte Gauleiter Baldur von Schirach im November 1941 den Wunsch des »Führers«, »baldigst alle Juden abzuschieben, anschließend alle Tschechen und sonstigen Fremdvölkischen«. Im selben Monat wurde der Turnverein Sokol aufgelöst, im Mai 1942 der Minderheitsrat, im Herbst darauf weitere Vereine. Ein wesentliches Rekrutierungsfeld von tschechischen Widerstandsgruppen wie der bürgerlich-katholischen Vereinigung »Curiue« bildeten nämlich die Vereine darunter auch der Slovan. Nach Auskunft von Werner May, dem gegenwärtigen Obmann des Slovan HAC, traf einige Vereinsmitglieder »die ganze Härte des nationalsozialistischen Terrors«.
Dazu May: »Der spätere Präsident Prof. Oscar Blazek überlebte die Inhaftierung im KZ Buchenwald, wo Jaro Safr zu Tode kam. Andere, wie Hans Langer, Andre Koschar, Leo Kuhn (später Schriftführer) und das langjährige Vorstandsmitglied Johann Safr (alias Schakl), der auch viele Jahre Obmann der Wiener Liga war, überlebten in anderen Lagern die Qualen der Internierungshaft«.
Die Quellenlage zur Verfolgung dieser Slovan-Mitglieder ist leider ausgesprochen schlecht: Ihre Namen scheinen nicht in der Liste tschechischer Widerstandskämpfer der Österreichischen Historikerkommission auf und auch das »Gedenkbuch« von Slovan schweigt sich merkwürdigerweise darüber aus. Veno Pelz, damals Vorsitzender, schreibt lediglich, dass der »zweite Weltkrieg den Verlust vieler unserer Mitglieder und Anhänger, teils durch Tod, teils durch Abwanderung nach der Tschechoslowakei zur Folge« hatte.
Ich weiß, was ich wert bin!
Irma Trksak – Ein Leben im Widerstand
Wir Kinder haben mit dem Vater die verbotene Arbeiterzeitung verbreiten geholfen. Sie wurde von Otto Bauer in Brünn herausgebracht und wir haben sie heimlich verteilt in Wien. Meine Geschwister und ich haben schon von klein auf Widerstandsarbeit geleistet. Bereits in den tschechischen Schulen des Komensky-Schulvereines hatten wir politische Bildung. Mein Vater war Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei / Tschechische Sektion. Die Ausschaltung des Parlaments und die Zerschlagung aller Parteien war für uns ein Alarmzeichen und Auftakt gegen eine Diktatur zu kämpfen. Aber wir haben nicht damit gerechnet, dass der Faschismus noch ärger kommen könnte«, berichtet Irma Trksak.
Cécile Cordon schildert Irma Trksaks persönliche Geschichte und damit auch die Geschichte der tschechischen und slowakischen Minderheit in Wien von der Monarchie bis nach 1945.
(1) Radio Prag – Die Tschechen in Wien am 30.3. 2002 von Katrin Bock
(2) Gedenken und Mahnen in Wien – Seite 267
(3) Fußball unterm Hakenkreuz – David Forster, 13.5.2008