12. Februar 1934

Februar01Gruppe 28, Reihe 42

Niemals vergessen
Bund sozialistischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus
Gestaltet von Leopold Grausam – Enthüllung des Gedenksteins am 12. Februar 1984
Die Gedenkrede hielt der stv. Vorsitzende der SPÖ – Innenminister Karl Blecha.

Am 21. Februar 1934 fand das Begräbnis der Gefallenen bzw. der zivilen Opfer des Bürgerkriegs statt. Aus diesem Anlass wurde der Friedhof von den Behörden für private BesucherInnen abgesperrt.
Trotz aller Geheimhaltungsversuche informierte, die im untergrund verbreitete „Arbeiterzeitung“ am 8. April ihre LeserInnen über die Gräber der Wiener Februargefallenen. Hier gab es zwei Schächte in der Gruppe 28 in denen 130 Schutzbündler begraben wurden. Am Gründonnerstag 1934 wurde diese Stelle mit einem großen Plakat bedeckt auf dem geschrieben stand:

Hier ruhen unsere ermordeten Schutzbündler!

Die Kunde davon verbreitete sich sehr rasch und tausende ArbeiterInnen zogen an den kenntlich gemachten Gräbern vorbei. (1)

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Wie wurde der Februar 1934 vorbereitet?

Korneuburger Eid: Am 18. Mai 1930 fand in der niederösterreichischen Ortschaft Korneuburg eine Kundgebung der Heimwehren (die paramilitärischen Einheit der Christlichsozialen Partei; die Christlichsoziale Partei ist die Vorgängerin der heutigen ÖVP) statt. Bei der Kundgebung wurde offen zum faschistischen Staatsstreich aufgerufen und die anwesenden Heimwehrler und christlichsozialen Politiker schworen einen Eid. In dem Eid wurde der Demokratie der Kampf angesagt und einem Ständestaat mit einem starken Führer gelobt.

Christlichsozialer Ansatz zur Krisenlösung 1932 – verfasst von Schuschnigg
Parlament und Parteien wurden zur Bewältigung der Krise als hinderlich eingeschätzt. Es sollte die Stellung der Regierung gestärkt  und die Rolle des Parlaments der Parteien vor allem der Sozialdemokratie beschränkt werden – was auch von den Unternehmervertretern propagiert wurde. (2)

Stellungnahme im Ministerrat vom 17. Juni 1932: Bei einem solchen Umstand (wirtschaftliche Not) sei ein Regieren mit dem Parlament nicht möglich. (2)

In den Worten des christlichsozialen Politikers Vaugoin formuliert: „Die Sozialdemokratie wurde – Glied für Glied – zum Krüppel geschlagen.

  • Verbot des Schutzbundes
  • Verbot der Maifeier
  • Schwächung der Stellung der Freien Gewerkschaften in den Arbeiterkammern und Sozialversicherungseinrichtungen
  • Provokationen durch einseitige Waffensuche beim Schutzbund und Verschonung bzw. Aufrüstung der Heimwehren. (2)

Am 8. Jänner 1933 nahm die „Hirtenberger Waffenaffäre“ in einem  Bericht der AZ ihren Ausgangspunkt. Es wurde Waffenschmuggel von Italien nach Ungarn unter Beteiligung der Heimwehr aufgedeckt.
Der Generaldirektor der österr. Eisenbahnen hatte versucht, den Vorsitzenden der sozialdemokratischen Eisenbahnergewerkschaft zu bestechen; nämlich für dessen Einwilligung, dass die Waffenladung – auf andere Geleise verschoben – nach Ungarn transportiert, dort entladen und die leeren Waggons versiegelt nach Italien zurückgeschickt werden. (4)

Am 28. Februar 1933: um EisenbahnerInnen und andere ArbeiternehmerInnen disziplinieren zu können griff das Dollfuss-Regime auf eine kaiserliche Notverordnung vom 25. Juli 1914 zurück – über die Bestrafung der Störung des öffentlichen Dienstes – wer sich an Streiks und Störaktionen beteiligt wird mit strengem Arrest von sechs Wochen bis zu einem Jahr bestraft. (4)

Nach dem Streik am 1. März 1933 wurde mittels der Notverordnung ein Exempel statuiert.

4. März 1933: Ausschaltung des Nationalrates – Dollfuss in der Trabrennplatzrede im September 1933

„Das Parlament hat sich selbst ausgeschaltet, ist an seiner eigenen Demagogie und Formalistik zugrunde gegangen. Dieses Parlament, eine solche Volksvertretung, eine solche Führung unseres Volkes, wird und darf nie wieder kommen… Die Zeit der Parteienherrschaft ist vorbei, wir lehnen Gleichschalterei und Terror ab, wir wollen den sozialen, christlichen, deutschen Staat Österreich auf ständiger Grundlage, unter starker autoritärer Führung!“

Das Verbot des Schutzbundes am 31. März 1933 sollte die Kampf- und Widerstandskraft der Sozialdemokratie nachhaltig schwächen.(5)

Dollfuß suchte am 13. April 1933 und im Juni in Rom sowie am 19./20. August in Riccione bei Benito Mussolini Unterstützung gegen Deutschland. Bei diesen Gesprächen verlangte Mussolini immer deutlicher die Beseitigung des Parteienstaates.(7)

Mit der Verordnung vom August 1933 wurden Menschen. die aus der katholischen Kirche austraten auf ihren Geistes- und Gemütszustand überprüft. (5)

Errichtung der Anhaltelage im September 1933. (5)

November 1933: Einführung des Standrechts – das Standrecht wurde um den Aspekt „Aufruhr“ erweitert. Rechtsanwälte, die für politische Betätigung bestraft wurden, erhielten Berufsverbot. Standgerichte waren für Schutzbündler zuständig, die der Exekutive bewaffnet in die Hände fielen. (5)

Februar 02Im Jänner 1934 schickte Mussolini seinen Unterstaatssekretär Suvich nach Wien, der Dollfuß zu energischem Handeln gegen den „Marxismus“ drängte. (6) Fey übernahm das Sicherheitsressort und damit ging das Kommando von Polizei und Gendarmerie an die Heimwehr. Damit kam es zu massiven Durchsuchungs- und Verhaftungswellen, die die Grundlage für die gewaltsame Zerschlagung des Hauptgegeners lieferten.

Am 11. Februar 1934 kündigte der Vizekanzler und Wiener Heimwehrführer Emil Fey in einer Heimwehrversammlung an: „Wir werden morgen an die Arbeit gehen und wir werden ganze Arbeit leisten.“


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Die Kämpfe in Wien:
nur eine beispielsweise Auflistung

Wohnhausanlage Sandleiten:
Um 13 Uhr kam es zu den ersten Kampfhandlungen, als die Polizei in die Wohnhausanlage Sandleiten in Ottakring eindringen wollte.

Arbeiterheim Ottakring: Gegen das Arbeiterheim in Ottakring wurde erstmals auch Artillerie eingesetzt; in angrenzenden Wohnungen gab es die ersten toten Zivilisten, so auch die Frau des Abgeordneten Sever.

Karl-Marx-Hof:
…der Schaum auf dem Spiegel erzitterte leise bei jedem Donnern der Geschütze. Die Frau des Elektromonteurs lag auf dem Bauch und lud die Gewehre, die ihr die vor den Fenstern knieenden Männern reichten. Auf den gegenüberliegenden Hausdächern bewegten sich, durch Schornsteine gedeckt, Soldaten und schossen in die Fenster…(10)

Zentralviehmarkt St. Marx – erst ein Panzerzug des Bundesheeres konnte die Schutzbündler am 13. Februar verdrängen. (8)

Reumann – Hof: In der Tanzschule verbarrikadierten sich um 14:00 die Schutzbündler – durch das brutale Vorgehen mit Handgrantenladungen – die Schutzbündler konnten sich in einen Keller zurückziehen und wurden dort festgenommen. (8)

Gemeindebau in der Quellenstrasse – hier war ein Zentrum des Widerstands gegen den Austrofaschismus. Die Kämpfe gingen bis zum Nachmittag des 13. Februars weiter bis die Schutzbündler kapitulierten.

E-Werk und Gaswerk in Simmering – Arbeitsniederlegungen, verbarrikadieren von Maschinen und Eisenbahnschienen.

Februarkämpfe in Meidling und Liesing: Februarkämpfe in Meidling und Liesing

Weisselstrasse in Fischamend

Und schließlich das andere Donauufer: „Der ganze Bezirk Floridsdorf glich einer Hölle“, heißt es im Polizeibericht. Besonders heftig war der Kampf um die Hauptfeuerwache. Dort leitete der Kommandant Georg Weissel, zugleich Schutzbundführer, den Widerstand. Am 14. Februar wurde er hingerichtet. Gegen den Schlingerhof wurden Haubitzen, gegen den Goethehof in Kaisermühlen (damals 2. Bezirk) Artillerie eingesetzt; von vielen Wohnungen blieben nur Trümmer. (6)

Das letzte Todesopfer der Februarkämpfe

STEYR. Die Kampfhandlungen sind am 14. März eingestellt, die Schutzbündler besiegt und Hunderte Arbeiter sitzen im Gefängnis.
Der 20-jährige Heinrich Maurer griff in einem Blockhaus in der Arbeiterstraße 6 zu einem Messer – zu einem Rasiermesser –, um sich den Bart abzuschaben. Durch das Fenster fällt ein Schuss, die Kugel zerschmettert Maurers Kopf. Todesschütze ist ein 16-jähriger Tischlerlehrling aus Melk, der mit Heimwehrtruppen durch die Stadt zog. Verantworten muss sich der Jugendliche nicht. (9)

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Einzelschicksale der Februarkämpfe: (noch in Arbeit)

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Zeitungsartikel zurm Februar 1934:

Die Lehren aus dem 12. Februar 1934
Die Lehren des Februar 1934

Die Lehren des 12. Februar 1934 im selben Artikel

Hertha Slabina

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Bilanz und Resultate der Februarkämpfe:

  1. Auf Seiten der Arbeiterbewegung gab es etwa 200 Todesopfer und doppelt soviele Verwundete.
  2. Auf Seiten der Regierungstruppen gab es128 Tote.
  3. 24 Todesurteile gegen Schutzbundkämpfer und Arbeiter – 9 wurden davon vollstreckt.
  4. Tausende FebruarkämpferInnen, GewerkschafterInnen und ArbeiterfunktionärInnen wurden verhaftet und etwa 1200 zu Kerkerstrafen verurteilt.
  5. Hunderte Menschen in Anhaltelager des austrofaschistischen Regimes verschleppt. In Wöllersdorf befanden sich 1. Mai 1934 über 500 SozialdemokratInnen und KommunistInnen. (3)

In der Radiodokumentation, die am 9. Februar ab 21.03 Uhr im Programm von Radio Oberösterreich zu hören ist, kommen Augen- und Ohrenzeugen zu Wort, die den 12. Februar 1934 miterlebt haben.


Ein Artikel der GPA-djp – FSG Hausfraktion zum Februar 1934
“Niemals vergessen! 1934-1945″

Das Denkmal der Republik unter dem austrofaschistischen Kruckenkreuz der Dollfuß-Diktatur.

Der 12. Februar 1934 markiert den Beginn des Faschismus, der in den folgenden Jahren ganz Europa an den Rand des Abgrunds führen wird, auch in Österreich.


„Wir sagen das alles heute nicht aus Recht-
haberei, sondern einfach deshalb, weil sich in
der Demokratie jede Sünde wider den Geist der
Demokratie rächt und rächen muss.“

Bruno Kreisky

Eine interaktive Website des Marie-Jahoda-Otto-Bauer-Instituts in Linz zu den Geschehnissen am 12. Februar 1934


Helmut Konrad
Der Februar 1934 – im historischen Gedächtnis – DÖW
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FSG-Mernyi: Ereignisse vom 12. Februar 1934 auch als Mahnung an eine überholte konservative Klientelpolitik


Aufnahmen zum 12. Februar 1934 im Standard


Februar 34 - 2015 - 012015
Am Vorabend des 12. Februar lud die Wiener SPÖ Bildung, gemeinsam mit dem Bund Sozial-demokratischer Frei- heitskämpfer/innen und der Sozialistischen Jugend Wien zu einer großen Gedenk-veranstaltung vor der SPÖ-Zentrale. Auf der Fassade des Parteihauses in der Löwelstraße waren auf einem Transparent jene Sätze der Widerstandskämpferin, KZ-Überlebenden und SPÖ-Politikerin Rosa Jochmann zu lesen, die immer gültig sein werden:

„Ich habe gemeinsam mit Ausländerinnen und jüdischen Frauen großes Leid im Konzentrationslager ertragen müssen, und es ist für mich erschreckend und beschämend, dass in der heutigen Zeit rechtsextreme und faschistische Tendenzen wieder gesellschaftsfähig werden. Wir Sozialdemokraten müssen alles daransetzen, dass es für alle Menschen in unserem Lande möglich ist, in Frieden und ohne Hass zu leben.“

Februar 34 - 2015 - 02Februar 34 - 2015 - 03Februar 34 - 2015 - 05

 

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(1) Gedenken und Mahnen in Wien 1934 – 1945, DÖW, Plöchl-Druck, ISBN 3-216-30330-6, Seite 251.

(2) GPA-Dokumente Nummer 3 – eine Zeitgeschichtedokumentation zum 12. Februar 1934, Renate Winkelbauer, Seite 19ff

(3) Februar 1934 – 80 Jahre Februarkämpfe in Österreich – Tibor Zenker – Wien 2014 –  Seite 38 – ISBN 978-3-9503543-1-7

(4) Das austrofaschistische Herrschaftssystems – Emmerich Talos – Lit Verlag – Wien 2013, ISBN 978-3-643-50495-1, Seite 29ff

(5) Das austrofaschistische Herrschaftssystems – Emmerich Talos – Lit Verlag – Wien 2013, ISBN 978-3-643-50495-1, Seite 48 ff

(6) https://www.rotbewegt.at/epoche/1933-1945/artikel/12-februar-1934-burgerkrieg-in-osterreich

(7) http://de.wikipedia.org/wiki/Engelbert_Dollfu%C3%9F

(8) Februar 1934 in Wien – Herbert Exenberger, Helge Zoitl, 1984, Verlag der SPÖ,
Seite 9ff

(9) http://www.wienerzeitung.at/dossiers/februar_1934/610333_Die-Luecken-des-Februar.html

(10) Im Kälktefieber, Februargeschichten 1934, Erich Hackl, Evelyn Polt-Heinzl, Picus Verlag, 2014, ISBN 978-3-7117-2009-2, Seite 126

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