In den ORF-News erinnern sie heute anläßlich des 50igsten Todestages von Ernst Kirchweger. Damals wie heute sorgen „stramme Burschen“ für den richtigen deutschen Ton. Burschenschafter, Kartellverbände, rechte Rabauken – ob als Kapperlträger oder als Nipster von rechts – eines haben sie immer gemeinsam – nazistische Parolen bei ausländerfeinlichen Demos, Hitlerfrömmelei und rechtsextremen Attacken auf die Demokratie.
Was war damals geschehen? StudentInnen, die sich gegen einen rechtsextremen Professor wehren – Taras Borodajkewycz – beschützt vom ÖVP – Establishment. Bei einer Kundgebung attackieren Rechte Studenten (RFS) die Demonstranten, einer von ihnen den 67-jährigen Antiafschisten Ernst Kirchweger am 31. März so schwer, dass dieser zwei Tage später seinen Verletzungen im Spital erliegt.
Wer war Ernst Kirchweger?
1898 – 12. Jänner in Wien in einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie geboren (1)
1912-1915 – Drogistenlehre
1916 – wurd er zur k u. k Kriegsmarine eingezogen ( Erhebung der Matrosen in der Bucht von Cattaro) den Versuch der Matrosen den Krieg zu beenden erlebte er mit.
1918 – kam er aus der italienischen Kriegsgefangenschaft zurück
1919 – kämpft er für die ungarische Räterepublik in Ungarn anschließend war er Arbeiter in der Arbeiterkonsumgenossenschaft
1922-1924 – Mitarbeiter des Österreichischen Verband für Siedlungs- und Kleingartenwesen
1925-1937 – arbeitete Kirchweger schließlich als Schaffner der Städtischen Straßenbahnen und war damit Angestellter der Stadt Wien.
1934 – bis zum Februar 1934 war Ernst Kirchweger Vertrauensmann der SDAP und redaktioneller Mitarbeiter des Freien Gewerkschaftsverbands der Handels- und Transportarbeiter. Übertritt zur KPÖ.
1936 – Teilnahme am Einigungskongress der österreichischen Gewerkschaftsbewegung in Prag
1937-1963 – Verwaltungschef des Compass Verlags.
1938-1945 – in der NS-Zeit war er aktiv im organisierten Widerstand tätig. In den Jahren der austrofaschistischen Diktatur war Kirchweger in der illegalen Gewerkschaftsbewegung aktiv und organisierte die Fachgruppe Straßenbahner, als deren Obmann er fungierte. In dieser Eigenschaft redigierte er auch die illegale Gewerkschaftszeitung der Gemeindebediensteten mit dem Titel „Der freie Gemeindearbeiter“, sowie das Zentralorgan der freigewerkschaftlichen Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter „Zeitrad“. (2)
1945 – nach der Befreiung Österreichs, war er kurzzeitig Referent für Kommunalpolitik in der Bezirksverwaltung von Favoriten
1950-1956 – Vizepräsident der „Theaterfreunde“, der Publikumsorganisation des Theaters in der Scala
…..- Kassier der „Österreichisch-Ungarischen Vereingigung für Kultur und Wirtschaft“
1963 – Pensionierung
1965 – am 31. März wurde Ernst Kirchweger bei einer Kundgebung gegen Borodajkewycz von einem RFS (Ring Freiheitlicher Studenten) mit einem brutalen Faustschlag niedergeschlagen, dass er zwei Tage später seinen Verletzungen erlag.
Am 8. April Begräbnis und Trauerkundgebung mit Schweigemarsch und Josef Hindels hielt die zentrale Trauerrede. Er sagte in seiner Funktion als Vizepräsident der Österreichischen Widerstandsbewegung
Ernst Kirchweger hat sterben müssen, weil die neonazistische Gefahr unterschätzt wurde.
Kirchwegers Grab (das nie zum Ehrengrab ernannt wurde) am Urnenhain der Feuerhalle Wien (Abt. 8, Ring 2 Gruppe 8 Grab 27)
1989 wurde der in den Jahren 1979 bis 1981 errichtete Gemeindebau in der Sonnwendgasse 24 in Wien-Favoriten nach Ernst Kirchweger benannt und damit ein öffentlich sichtbares Zeichen des antifaschistischen Gedenkens gesetzt.
2005 wurde das Grab am Urnenhain aufgelassen und Kirchwegers Urne in einem Grab der Familie am Hietzinger Friedhof beigesetzt (Gruppe 11, Grab 98)
Artikel anläßlich des 50igsten Todestages von Ernst Kirchweger
Ernst Kirchweger – das erste politische Todesopfer der Nachkriegszeit
der Standard.at
- Mit einem Telefonat mit Bundespräüsidenten Heinz Fischer zu den damaligen Ereignissen
- Oscar Bronner als damaliger junger Journalist erinnert sich an die unglaublichen nazistischen Aussagen von Borodajkewycz und dessen Pressekonferenz
ORF – „Alle“ und niemand töteten Kirchweger
Bures: Verpflichtung, Erinnerung an Ernst Kirchweger hochzuhalten
Nationalratspräsidentin würdigt wichtige Initiative für „Steine der Erinnerung“ am Ort des Attentats und sie sagte
„In einem Gedenkjahr wie 2015, wo wir des Kriegsendes, der Republiksgründung, der Staatsvertragsunterzeichnung und des EU-Beitritts gedenken, müssen wir den Blick auch auf die schmerzlichen Stellen unserer Geschichte rücken. Die nur sehr zögerliche Entnazifizierung nach dem Krieg und die verschleppte Aufarbeitung unserer nationalsozialistischen Vergangenheit gehören da zweifelsohne dazu. Kirchweger erinnert auch an die Versäumnisse der Nachkriegszeit“
4. April 2015 – Kurier/Zeitgeschichte
Ein Totschlag stand am Anfang der Bewältigung der Nazi-Vergangenheit
Der neue Mahnruf 2/2015
Ernst Kirchweger – erstes Opfer rechtsextremer Gewalt in der Zweiten Republik
Der neue Mahnruf – erstes Opfer rechtsextremer Gewalt in der Zweiten Republik
Der Sozialdemokratische Kämpfer – Nummer 4-5-6-2015
(Zum Vergrößern draufklicken)
Literaturtipps:
Rafael Kropiunigg – Eine österreichische Affäre Der Fall Borodajkewycz
Preis Buch: Euro 17,90, ISBN: 978-3-7076-0535-8, Seiten: 120
Heinz Fischer – Einer im Vordergrund.
Taras Borodajkewycz. Dokumente, Berichte Analysen
Hg. Franz Richard Reiter, Ephelant Verlag, Wien 2015, 320 Seiten, €22.-
ISBN 978-3-900766-36-9
Quellenverzeichnis:
(1) Ernst Kirchweger – Wikipedia
(2) Österreichisch Akademie der Wissenschaften, Institut für Zeitgeschichte und Zeitgeschichtsforschung – Biografie des Monats, Ernst Kirchweger