Rosa Jochmann

Rosa Jochmann 02Gruppe 14, Nummer 1A
Auszug aus einem Interview
Rosa Jochmann – Zeitzeugen – Maria Sporrer, Herbert Steiner

Rosa, wenn du dein Leben noch einmal beginnen könntest, würdest du es anders leben?

Oft denke ich mir, dass ich viel mehr hätte lernen sollen. Mein Verhalten könnte ich aber nicht ändern. Dem Sozialismus dienen aber würde ich auf jeden Fall und dies aus einem einfachen Grund:

ICH LIEBE DIE MENSCHEN

Rosa und ihre Geschwister wuchsen zweisprachig auf, mit Deutsch und Tschechisch. Der Vater war Eisengießer und Sozialdemokrat, wegen seines Engagements oft arbeitslos. Zwar hing in der kleinen Wohnung ein Bild von Karl Marx (der so aussah, wie Rosa sich Gott vorstellte), doch wußte der Vater wohl nicht so genau, was dieser Mann forderte. Die Mutter arbeitete als Wäscherin und als Bedienerin und brachte täglich gerade den Gegenwert von zwei Laib Brot heim. Für die Familie bedeutete dies oft, hungrig zu Bett zu gehen. Die Eltern bekamen sechs Kinder, von denen jedoch zwei relativ jung starben. Man wohnte mit zwei Bettgehern auf Zimmer und Küche.

Schon bald übersiedelte die Familie in den 11. Bezirk Simmering, wo sie in verschiedenen Miethäusern wohnte, bis sie schließlich eine Wohnung in den 1912 errichteten Krankenkassenhäusern in der Braunhubergasse bekam. Rosa besuchte fünf Klassen Volksschule und drei Klassen Bürgerschule. Mit 14 Jahren verlor sie ihre Mutter Josefine, die im Alter von 41 Jahren an „Erschöpfung“ starb.

Politischer Werdegang

1920 wurde Rosa Jochmann Arbeiterin und Betriebsrätin in der Simmeringer Firma Auer (Erzeugung von Glasglühstrümpfen).

Ab 1925 wurde sie Sekretärin der Gewerkschaft des chemischen Verbandes. Diese Funktion hatte sie bis 1932 inne. Als solche fand sie Anschluss an die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP).

Als Absolventin des ersten Lehrganges der Parteihochschule in Döbling im Jahr 1926 gelangte sie sehr rasch an die Spitze der damaligen SDAP. Sie wurde Zentralsekretärin der Sozialistischen Frauen und danach deren Vorsitzende. Als Mentorinnen standen ihr Adelheid Popp und Käthe Leichter, die Gründerin der Frauenabteilung in der Arbeiterkammer, zur Seite. Sie halfen der ehemaligen Hilfsarbeiterin, selbstbewusst zu agieren und sich nicht von Intellektuellen einschüchtern zu lassen.

1932 wurde sie Zentralsekretärin der Sozialistischen Frauen Österreichs.

1933 erfolgte ihre Wahl in den Bundesvorstand der SDAP und war Gründungsmitglied der Revolutionären Sozialisten.

Im Jahre 1934 war sie während der Februarkämpfe Stenotypistin von Radioberichten für die Rumpfparteileitung. Nach dem Parteiverbot durch die Austrofaschisten vertrat sie den alten Parteivorstand im Führungskomitee der Revolutionären Sozialisten Österreichs (RS). Unter dem Decknamen Josefine Drechsler setzte sie ihre politische Arbeit fort. Im August 1934 wurde sie in Wiener Neustadt bei einer Untergrundaktion verhaftet und anschließend zu einem Jahr Kerker und drei Monaten Polizeistrafe verurteilt.

Sie wollte aber nicht emigrieren und nahm damit in Kauf, dass sie am 22. August 1939, verhaftet wurde. Unter den Nazis war sie von August 1939 bis März 1940 im Polizeigefangenenhaus Elisabethpromenade „Liesl“ inhaftiert.  Nach monatelanger Gestapohaft im März 1940 mit dem Vermerk „Rückkehr unerwünscht“ in ihrem Schutzhaftbefehl ins KZ Ravensbrück deportiert (Schutzhäftling 3014). In Ravensbrück kam es unter anderem zu einer sechsmonatigen Dunkelhaft mit Essensentzug und Zwangsarbeit im Industrieblock.

Nach ihrer Rückkehr nach Wien war sie sofort wieder in Führungspositionen der Sozialdemokratie tätig und wurde schließlich Nationalratsabgeordnete von 1945 – 1967 im neuen Nationalrat nach dem 2. Weltkrieg.

Vorsitzende des Bundes sozialistischer Freiheitskämpfer
Von 1959 bis 1967 war Rosa Jochmann Frauenvorsitzende der
SPÖ; als langjährige Vorsitzende des Bundes sozialistischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus – von 1948 bis 1990! – war sie stets bemüht, das Andenken an die Greuel des Faschismus lebendig zu erhalten.

Rosa Jochmann 01Zum 100sten Geburtstag
Aus Anlass des 100sten Geburtstages von Rosa Jochmann wurde ihr Nachlass im Sommer 2001 dem VGA, Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung (Vorwärts-Haus), übergeben. Rosa Jochmann hat einen sehr umfangreichen Nachlass hinterlassen: Briefwechsel über Jahrzehnte (von 1933 bis zu ihrem Lebensende), Manuskripte, Rededispositionen ab 1945, Kalender, die ihren politischen Alltag dokumentieren, unveröffentlichte Interviews, Tagebucheintragungen, Erinnerungen, umfangreiches Fotomaterial. Ein wesentlicher Teil des Nachlasses besteht aus Dokumenten und Materialien aus und zu der Zeit, in der Rosa Jochmann Häftling im KZ Ravensbrück war.

Gedenken an Rosa Jochmann im Parlament

Spuren in Simmering
Noch heute findet man Rosa Jochmanns Spuren in Simmering: So wurde die Rosa-Jochmann-Schule und der Rosa-Jochmann-Ring nach ihr benannt. An dem Wohnhaus in der Braunhubergasse ist eine Gedenktafel angebracht.

Arbeiterin für Erinnerung und Menschlichkeit
Als das KZ Ravensbrück befreit wurde, blieb Rosa Jochmann an der Seite derer, die das Lager nicht verlassen konnten
Beate Hausbichler im Standard 6.2.2105 – jochmann – 2015

Anläßlich des Novembergedenkmarsch 2016 erinnerte Heinisch Hosek an fünf starke PolitikerInnen, die die Republik – insbesondere für die Frauen – zum Positiven verändert haben. Rosa Jochmann, Käthe LÖeichter, Hertha Firnberg, Johanna Dohnal und Barbara Prammer.

 

 

Internationale Denkmäler

Denkmal „Die Frauen von Ravensbrück“ in Amsterdam

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